Anmerkungen

1 Als Großbritannien Anfang 1793 in die Revolutionskriege eintrat, beliefen sich die Staatsschulden auf 230,000.000 Pfund. Der Krieg wurde mit Krediten finanziert. Zum Zeitpunkt des Friedens von Amiens im Jahr 1802 waren die Schulden Großbritanniens und Irlands auf die erstaunliche Summe von 507,000.000 Pfund gestiegen, während sie 1914 beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs nur 587,000.000 betrugen.

Zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts bestanden sowohl in England als auch auf dem Kontinent Zweifel am britischen Kreditsystem, vor allem nach dem Bank Restriction Act von 1797, einem Gesetz, das die Bank von England der Verpflichtung enthob, Schuldscheine einzulösen. Dieses Gesetz wurde erst zweiundzwanzig Jahre später abgeschafft. Während der gesamten Revolutions-und der napoleonischen Kriege besaß Großbritannien eine Papierwährung.

2 Schon in alten Zeiten wurden Schwämme als Verhütungsmittel benutzt, die hauptsächlich aus den Mittelmeergebieten stammten und als Barriere gegen Spermien dienten. Manche waren mit Schnüren versehen, so daß man sie mühelos entfernen konnte.

3 Die Künstlerinnen Angelica Kauffman und Mary Cosway wurden im späten achtzehnten und im frühen neunzehnten Jahrhundert von der britischen Gesellschaft hofiert.

Angelica Kauffman, in der Schweiz geboren und in Italien aufgewachsen, lebte von 1766 bis 1781 in London und war Gründungsmitglied der Royal Academy of Art. Ihre neoklassischen historischen Gemälde wurden in ganz Europa bewundert. Auch ihre Porträts waren gefragt. Zu ihren Kunden gehörten viele Aristokraten, die ihr hohe Summen bezahlten. In ihrer Jugend heiratete sie einen falschen Grafen und verließ ihn, sobald seine wahre Identität ans Licht kam. Aber sie konnte erst wieder heiraten, als er 1780 starb. Ihr zweiter Mann war ein italienischer Maler namens Antonio Zucchi.

Mary Hadfield Cosway, in England geboren und in Rom ausgebildet, heiratete Richard Cosway, einen Miniaturmaler, den der Prinz von Wales förderte. Ihre poetischen Bilder, die z. B. Cupido und Venus, Psyche, Rinaldo und Armida darstellten, wurden 1780 zum erstenmal in der Royal Academy ausgestellt.

Das Ehepaar verkehrte in den höchsten Adelskreisen und lebte in Saus und Braus. Aber dann entzog ihnen der Prinz von Wales seine Gunst, nachdem Cosway unklugerweise seine Sympathie für die französische Revolution bekundet hatte. Auch die Gesellschaft kehrte ihnen den Rücken.

Die haut monde war stets von berühmten Künstlern fasziniert, brachte ihnen aber nur flüchtiges, dilettantisches Interesse entgegen. Man betrachtete sie als distinguierte Handwerker, nicht als ebenbürtig. Die Aristokraten, die selber malten, verkauften ihre Werke niemals. Das wäre déclasségewesen.

4 Lord Byron besingt in ›Childe Harold’s Pilgrimage‹ Sintra, das ›glorreiche Paradies‹. Im August 1809 schrieb er an seine Mutter: »Das Dorf Cintra, etwa fünfzehn Meilen von Lissabon entfernt, ist vielleicht in jeder Hinsicht der reizvollste Ort Europas; es enthält alle erdenkliche Schönheit, natürlich und künstlich, Paläste und Gärten inmitten der Felsen, Katarakte und schroffe Gipfel; Klöster in unglaublichen Höhen – Ausblicke auf das Meer und den Tejo … Es vereint die Wildnis des westlichen Hochlands mit dem Grün von Frankreich.«

5 Die Karronade, ein kurzes, leichtes Schiffsgeschütz, wurde 1778 bei Carron Ironworks in Schottland entwickelt und vor allem von der Handelsmarine verwendet, weil sie billig war und von einer kleinen Mannschaft bedient werden konnte. Sie eignete sich optimal für den Nahkampf.

6 In England erforderte die Scheidung einen parlamentarischen Erlaß. Nach der Legalisierung der Scheidung in Frankreich 1792 (infolge unvereinbarer Gegensätze) ließen sich sehr viele Ehepaare scheiden, was die Konservativen in England alarmierte.

1798 unternahm der Lord Chancellor den ersten konkreten Versuch, die Flut der Scheidungsgesuche einzudämmen, die dem Oberhaus vorgelegt wurden, indem er neue Regeln einführte, die sogenannten Lord Lughborough’s Rules.

Die erste Regel verlangte eine beglaubigte Kopie vom Beschluß eines Kirchengerichts, das die Trennung gestattet hatte. Nach der zweiten Regel mußte sich jeder Scheidungswillige im Oberhaus einem Verhör unterziehen.

Diese Regeln, in den Händen des energischen, klugen Lord Chancellor, stellten formidable Waffen dar. Noch bevor sie verabschiedet wurden, bewies Lord Thurlow, Lord Chancellor von 1778 bis 1792, daß es möglich war, die Zahl der Scheidungswilligen mittels diverser Schikanen zu dezimieren. In den vierzehn Jahren vor seinem Amtsantritt waren alle siebenunddreißig Scheidungsgesuche bewilligt worden, während seiner Amtszeit nur fünfundzwanzig von zweiunddreißig. (Beachten Sie die geringe Anzahl der Scheidungen – siebenunddreißig in vierzehn Jahren. Man entschloß sich nur in extremen Situationen zur Scheidung.)

1801 übernahm Lord Eldon das Amt des Lord Chancellor, das er bis 1827 bekleidete. Mit Hilfe der ›Rules‹ brachte er immer mehr Scheidungswillige von ihrem Vorhaben ab, und sie konnten nur Erfolge erzielen, wenn eine starke Lobby hinter ihnen stand.

7 Als König Ferdinands neapolitanische Armee aus Rom vertrieben wurde und die Franzosen ihr folgten, floh die königliche Familie aus Neapel. Die Flucht mußte geheimgehalten werden, oder die Bevölkerung – damals zum Großteil Mob – hätte den König daran gehindert, die Stadt zu verlassen.

Vor der Abreise, in dunkler Nacht, wurden die Kronjuwelen und der Staatsschatz in Planwagen heimlich zum Hafen gebracht. Am 21. Dezember 1798 fand im Palast ein großer Empfang für den türkischen Botschafter statt. Die Hamiltons, die königliche Familie, zahlreiche Höflinge, Diplomaten, Gesandte und Dienstboten entfernten sich unauffällig und eilten zu Fuß zum Kai. Dort warteten Boote, die sie zu Admiral Nelsons Schiff brachten.

Bei der stürmischen Fahrt starb der jüngste Sohn des Königs. Viele Passagiere bangten auf den hohen Wellen um ihr Leben. Am 26. segelte die Vanguard in den Hafen von Palermo, und der königliche Hof blieb auf Sizilien, bis 1802 der Friedensvertrag von Amiens unterzeichnet wurde.

8 Emma Hamilton, die Tochter eines Hufschmieds aus Cheshire, arbeitete mit zwölf Jahren als Kindermädchen. Mit sechzehn wurde sie die Geliebte eines guten Freundes des Prinzen von Wales, Captain John Willett Payne, und bald danach Sir Harry Fetherstonhaughs. Einer dieser Männer war der Vater ihrer Tochter. Nachdem Fetherstonhaugh sie verlassen hatte, nahm Hon. Charles Greville, der zweite Sohn des Earl von Warwick und Sir William Hamiltons Neffe, sie in seine Obhut.

Als sie zwanzig war, mußte Greville eine reiche Erbin heiraten – für einen mittellosen jüngeren Sohn unabdingbar – und bat seinen Onkel, Emma in Neapel zu beherbergen. Das widerstrebte Sir William, obwohl er sie hübsch und reizend fand. Aber er wußte, daß sie Greville liebte.

Greville bestand jedoch darauf, und Emma wurde nach Italien geschickt, wo sie sich angeblich nur kurz aufhalten sollte. Sie ahnte nicht, wie lange ihr Exil dauern würde. Während die Monate verstrichen und Greville nicht erschien, um sie nach England zurückzuholen, wuchs ihre Sorge, und sie schrieb ihm flehende Briefe. Da sie keine Antwort erhielt, mußte sie sich mit den Tatsachen abfinden.

Sie mochte Sir William, aber seine politischen Aktivitäten mißfielen ihr. Bald kursierten Gerüchte, die beiden hätten geheiratet. Emma fungierte als Sir Hamiltons Gastgeberin und wurde von der neapolitanischen Gesellschaft akzeptiert. Bei seiner Rückkehr 1791 nach England erhielt er die Erlaubnis des Königs, sie zu heiraten.

Am 6. September wurden sie in St. George’s am Hanover Square getraut, was Sir William niemals bereuen sollte. »Ich sehe keinen Grund, einen Schritt zu bedauern, den ich trotz allgemeiner Mißbilligung unternahm«, erklärte er Lady Mansfield. »Es war einzig und allein meine Sache, Emma zu heiraten. Was ich tat, wußte ich, denn wie Ihnen bekannt ist, hatte ich vor der Hochzeit fünf Jahre mit ihr zusammengelebt … Sehen Sie sich im Kreis der sogenannten Vernunftehen um, und Sie werden wenige finden, die sich so günstig entwickelt haben wie unsere unvernünftige Verbindung.«

9 10.000 Pfund entsprechen heute 600.000 Pfund.

10 Sir John Acton bekleidete einen unbedeutenden Posten in der sizilianischen Botschaft, gehörte jedoch zu Königin Maria Karolines einflußreichsten Beratern. Er hatte beabsichtigt, Junggeselle zu bleiben und seinen Landsitz in Shropshire seinem jüngeren Bruder Joseph zu vermachen. Aber da Joseph in der französischen Armee gedient hatte, wurde ihm das Erbe verwehrt. Also bat Sir John ihn um die Hand seiner noch nicht vierzehnjährigen Tochter. Joseph hatte nichts dagegen, und Sir John erhielt die päpstliche Erlaubnis, seine Nichte zu ehelichen. Doch das Mädchen wollte den vierundsechzigjährigen Onkel nicht heiraten. Während ihr Vater und Sir John die Hochzeit erörterten, versteckte sie sich unter einem Sofa. Dann versuchte sie, in Männerkleidung zu fliehen. Als sie durch den Hof rannte, wurde sie erwischt und zurückgebracht. Nelsons Kaplan nahm im Haus der Hamiltons die Trauung vor.

11 Während der Belagerung Genuas wurde Major Franceschi am 24. April mit einer Depesche General Massenas zu Bonaparte geschickt, die auf die beunruhigenden Zustände in der Garnison hinwies. Am 27. Mai verließ er Antibes in einem Ruderboot, schlüpfte an den britischen Korvetten vorbei, die Genua blockierten, und schwamm mit einem Brief an Land, den Napoleon vierzehn Tage zuvor geschrieben hatte und der Massena mitteilte, die Reserve würde den Sankt Gotthard überqueren. Für Massena waren das großartige Neuigkeiten, denn er wußte, daß die Österreicher die Belagerung bald aufgeben mußten, um Napoleon zu bekämpfen. Er rechnete sich aus, Bonaparte würde bis zum 30. die Blockade durchbrechen können, und beschloß, vorher nicht zu kapitulieren. Bis dahin würden die Rationen noch reichen.

Am 30. April herrschte helle Aufregung in Genua, weil man erwartete, Napoleon würde die Belagerung beenden. Aber diese Hoffnung mußte man begraben. Am Abend sandten General Ott und Admiral Keith in der Gewißheit, Massena wäre am Ende, den Grafen St. Julien mit einer weißen Flagge zu den französischen Außenposten an der Mündung des Flusses Polcevera und boten Massena erneut die Möglichkeit einer ehrenhaften Kapitulation an. Aber Massena zögerte, denn er ahnte, Napoleon würde die Nachhut der Österreicher bedrohen und Genua in wenigen Tagen befreien. Am 31. begannen sich seine Truppen von den feindlichen Linien zurückzuziehen, und die Zivilbevölkerung geriet außer Kontrolle. Täglich starben Hunderte am Typhus, oder sie verhungerten.

Massena schickte am 1. Juni Colonel Andrieux in Otts Hauptquartier und bot Verhandlungen über den Austausch von Gefangenen an.

Am Morgen des 2. Juni trafen sich die drei Unterhändler. Die Probleme wurden nicht vereinfacht, als Massenas Privatsekretär mit der Nachricht erschien, der General würde sich weigern, ein Dokument zu unterzeichnen, das die Formulierung ›Kapitulation‹ enthalte. Bis zum Abend erzielte man keine Einigung. Am 3. wurde die Konferenz fortgesetzt und dauerte acht Stunden. Der Repräsentant der britischen Marine erwies sich als besonders hartnäckig und verlangte die Auslieferung aller französischen Schiffe im Hafen. Am selben Morgen erfuhr Massena von seinem Inspizienten, die Lebensmittelvorräte würden nur noch einen Tag reichen.

Die Unterhändler trafen sich ein letztes Mal am 4. Juni um halb zehn, um den Vertrag zu unterschreiben. Endlich hatte man sich geeinigt. 8.110 (die noch gehen konnten) französische Soldaten sollten Genua verlassen und mit allen Waffen, der Artillerie und ihrem Gepäck zur französischen Grenze marschieren. Die anderen würde die britische Marine nach Antibes transportieren. Immer noch auf die französischen Schiffe im Hafen erpicht, betonte Admiral Keith, das Beuterecht der Marine sei in der britischen Verfassung verankert und er könne ohne Rücksprache mit London keiner Entscheidung zustimmen. Zum erstenmal entspannte sich Massenas Miene. »Mylord«, sagte er, »nachdem Sie uns alle großen Schiffe genommen haben, sollten Sie uns wenigstens die kleinen lassen.«

Höflich erwiderte Keith: »Ihnen kann man wirklich nichts abschlagen, General.«

Um sieben Uhr abends wurde das Abkommen unterschrieben.

Nach dem Ende der Konferenz schüttelte der Admiral Massenas Hand. »General, wenn sich England und Frankreich einig wären, könnten Sie die Welt regieren.«

Massena warf ihm einen vernichtenden Blick zu und erwiderte: »Frankreich genügt mir.«

Sein beharrlicher Widerstand in Genua hatte wesentlich zum Erfolg der napoleonischen Reserve beigetragen, die mittlerweile Mailand besetzte. Am 15. Juni, einen Tag nach der Schlacht von Marengo, wurde der Waffenstillstand von Alessandria unterzeichnet, wobei der österreichische Stabschef zu Berthier sagte: »Die Schlacht haben Sie nicht in Alessandria, sondern in Genua gewonnen.«

12 Während des Feldzugs hielten nur wenige napoleonische Offiziere ihren Ehefrauen die Treue. Dies war zur Zeit der Revolution und des Konsulats üblich, und Bonaparte bildete keine Ausnahme. Was die Schlacht von Marengo betraf, bemerkte er: »Welch einen Fehler beging Murat, als er sein Hauptquartier im Chateau einrichtete, wo es so viele Frauen gibt! Er brauchte jeden Tag eine, und ich gestattete meinen Generälen stets, Huren mitzunehmen, um solche Probleme zu vermeiden.«